4. Integrieren

Integration in den Alltag

 

Der wichtigste Teil dieser Arbeit ist die Integration des Gelernten und Erfahrenen in den eigenen Alltag, der von Anfang an begleitender Bestandteil dieses Prozesses ist.
Jede Achtsamkeitsübung, oder auch Meditationstechnik genannt wie stilles Sitzen, Yoga, Tai Chi, meditativer Tanz uvm. geben dem Übenden eine Basis, die erlernte Achtsamkeit in den eigenen Alltag zu übertragen. So, dass jede Tätigkeit, jede Bewegung, viele Augenblicke in Achtsamkeit erlebt und somit zu einer dauerhaften meditativen Haltung (Achtsamkeit) im "normalen" Leben entwickelt werden kann.
Alle o.g. Techniken, die i.d.R. in einem geschützen, ruhigen Raum durchgeführt werden, sind in etwa mit dem Training für eine sportliche Betätigung bzw. dem Aufwärmen vor einer sportlichen Betätigung zu vergleichen. Sie sind die Vorbereitung dafür, das Geübte im realen Leben umsetzen zu können.

Warum Achtsamkeit im Alltag?

 

Viele Prozesse, z.B. Automatismen und insbesondere das unbewusste Denken, haben einen großen Einfluss auf unsere Empfindungen und Emotionen.
 

Automatismen
Mit Automatismen sind feste Programme in uns gemeint, die mit einer WENN... DANN... Reaktion direkt verknüpft sind. Z.B. "wenn... ich beleidigt werde, dann...raste ich sofort aus!". Es scheint, als wenn keine andere Handlung möglich ist, weil die vorausgegangene "Wenn-Situation" eine sofortige "Dann-Reaktion" auslöst.
Erst nach der "Wenn-Dann-Reaktion" werden wir uns unserer Handlungen oder dem Gesagten bewusst und bereuen es vielleicht sogar. Die Konsequenzen beschäftigen uns um ein Vielfaches länger, als das kurze auslösende Ereignis.

 

Unbewusstes Denken
Das unbewusste Denken ist eine wertende, permanente Selbstsuggestion mit erlernten Phrasen z.B. wie wir über uns selbst oder andere denken oder wie wir in der Vergangenheit gehandelt haben uvm. und ist mit einer Gehirnwäsche zu vergleichen.
Phrasen wie "ich bin nicht gut genug", "ich bin nichts wert", "wenn ich nur diese oder jene Eigenschaft hätte", "ich kann das nicht", "das ist wieder typisch für mich" uvm. werden immer und immer wieder wiederholt, bis wir es selber glauben, es in unser Fleisch und Blut übergegangen ist und es auch dann noch weiter wiederholt wird.
Ein anderes Beispiel für den Einfluss von unbewussten Gedanken sind die "Erhaltungsgedanken".
Nach einer Auseinandersetzung beispielsweise, kreisen die eigenen Gedanken über das Gesagte und bestimmte Handlungen während dieser Situation. Insbesondere die verletzenden Worte werden immer wieder ins Gedächtnis zurückgeholt. Der Streit, der vielleicht 10 Minuten gedauert hat, liegt schon Stunden oder Tage zurück und wir erhalten uns unsere Wut und Traurigkeit, die im Moment der Auseinandersetzung entstanden sind, mit unaufhörlichen gedanklichen Wiederholungen der verletzenden Worte oder Handlungen. Es scheint, als wenn wir keine andere Wahl hätten dies zu tun.

Die Auswirkungen von unbewusstem Denken führen nicht selten zu Belastungen, Unglücklichsein Depression bis hin zu psychischen- und körperlichen Leiden.

Prozess der Bewusstwerdung

Eine Achtsamkeit mit bewusster Wahrnehmung von z.B. Bewegungsabläufen, Tätigkeiten, Empfindungen, Geräuschen, Gefühlen, Gerüchen, Gedanken u.v.m. ohne sie zu werten oder mit ihnen etwas zu machen und in der Form zu belassen wie sie erscheinen bzw. vorhanden sind führen dazu, dass der bewusst wahrnehmende Mensch zu einem Beobachter wird. Während dieser anfänglich kurzen Phasen vollständiger Achtsamkeit bzw. Bewusstheit hört das Denken vollständig auf.

Durch regelmäßige Übung werden immer längere Phasen des achtsamen Wahrnehmens und damit des Nicht-Denkens erreicht. Durch dieses Üben baut sich Schritt für Schritt eine "Distanz" zu den gerade im Moment vorhandenen z.B. Empfindungen, Gefühle, Gedanken usw. auf.

Die entstehende Distanz ermöglicht nun, die Kraft der Gedanken und deren Einfluss auf die eigene Stimmung und Emotionen zu erkennen und eine Entscheidung darüber treffen zu können.

Automatismen können nun erkannt werden, unbewusstes Denken wird zu bewusstem Denken und die jeweiligen Wirkungen können verhindert oder verändert werden.

Darüber hinaus befreit diese neue Veränderung den achtsam Wahrnehmenden endlich (!) von vielen gedanklichen und äußeren Manipulationen und gibt seinem Organismus die Möglichkeit, sich natürlich entfalten zu können.

Das individuelle Wesen kommt durch diesen Prozess immer deutlicher zum Vorschein und eröffnet einen Zugang zum natürlichen bzw. reinen Potenzial des Menschen.

Desweiteren entstehen durch regelmäßiges Praktizieren noch einige weitere positive Veränderungen,

die z.B. der Neurobiologe Daniel Siegel wissenschaftlich belegen konnte.

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©Alexander Tomiczek